von OLAV BRUNNER
Es fällt schwer, in einer Weihnachtsnummer über ein schreckliches
Flugzeugunglück zu schreiben. Besonders wenn es so nahe, so unmittelbar
vor der eigenen Haustüre passierte. Ein solches Unglück
ist nicht nur für die Angehörigen der Opfer eine schwere
Prüfung. Auch die Rettungskräfte werden hart gefordert und
die menschliche Seite der Tragödie hat auch unsere Feuerwehren
berührt. Wie erlebten die Feuerwehrleute von Nürensdorf
und Bassersdorf die Katastrophe nahe der Grenze zwischen unserer beiden
Gemeinden? Der Dorf-Blitz befragte, stellvertretend für alle
lokalen Rettungskräfte, den Kommandanten der Feuerwehr Bassersdorf,
Andreas Zweerus.
Sie standen mit der gesamten Feuerwehr Bassersdorf beim Absturz der
Crossair Maschine als Kommandant im Einsatz. Was hat Sie am meisten
betroffen?
Andreas Zweerus: "Am meisten betroffen hat mich, dass ein Unglück
dieser Art hier bei uns passiert ist. Obschon wir uns mit Übungen
auf solche Szenarien immer wieder vorbereitet haben, hofften wir doch,
dass der Ernstfall niemals in unserer Gegend eintreffen würde."
Wie gehen Sie
mit all den schrecklichen Bildern um, die Sie bei jeder Katastrophe
immer wieder sehen?
Zweerus: "Ich versuche, die Eindrücke selbst zu verarbeiten.
Mit der Zeit weiss man auch, was auf einem zukommt und welche Bilder
zu erwarten sind. Hilfreich sind auch Gespräche unter Kameraden."
Wurde zur Bewältigung
der starken Eindrücke Hilfe angeboten und auch genutzt?
Zweerus: "Durch das "Debriefingteam", ein Betreuungsteam
der Gebäudeversicherung GVZ, (die Gebäudeversicherung hat
die Oberaufsicht aller Feuerwehren im Kanton Zürich, die Red.)
wurde schon am Sonntag nach dem Unfall eine Besprechung unter allen
Beteiligten durchgeführt. Weitere Betreuungen in kleineren Gruppen
sind geplant. Wer Hilfe benötigt, wird nicht alleine gelassen."
Eigentlich überraschend:
Obwohl sich das Unglück auf Bassersdorfer Gebiet ereignete, wurde
die Feuerwehr Bassersdorf als eine der letzten Feuerwehren aufgeboten.
Wieso?
Zweerus: "In der ersten Meldung hiess es, die Absturzstelle liege
bei Birchwil. So wurde zuerst, entsprechend dieser Meldung, die Feuerwehr
Nürensdorf aufgeboten. Damit haben wir überhaupt kein Problem."
Wie konnten
Sie ihre Feuerwehrfrauen und Männer bei diesem anspruchsvollen
Einsatz bei Nacht, Regen und Nebel führen und zusammenhalten?
Zweerus: "Wir hatten den Auftrag, Überlebende zu suchen.
Dabei mussten wir immer beisammen bleiben und wir hatten immer Kontakt
untereinander. Die Gesamtführung aller Einsatzkräfte war
ausgezeichnet. Es wurden klare Aufträge erteilt und von den Ausführenden
in vorbildlicher Form umgesetzt."
Gab es für Sie bei dem schrecklichen Szenario auch Momente der
Erleichterung, Genugtuung oder gar Zufriedenheit?
Zweerus: "Erleichterung insofern als bekannt wurde, dass es Überlebende
gab. Dies muss bei einem Flugzeugabsturz als Wunder betrachtet werden.
Genugtuung und Zufriedenheit, weil die Zusammenarbeit all der verschiedenen
Dienste reibungslos und professionell abgelaufen ist. Der ganze Einsatz
hat sehr gut geklappt und es gab nirgendwo irgendwelche Reibereien."
n
Steckbrief:
Name: Zweerus Andreas
Geburtsjahr: 1953
Beruf: Gärtnermeister und Gärtnereibesitzer mit Blumenboutique
Familie: Verheiratet, zwei Töchter
Hobby: Feuerwehr, turnen und joggen
Ein Biotop mit
Gedenkstätte soll entstehen
Auf einer Fläche von rund 3000 Quadratmetern muss der mit Öl
und Kerosin verschmutzte Waldboden saniert werden. Mit unzähligen
Lastwagenfahrten wurde die abgetragene Erde abtransportiert. Gemäss
Aussagen des Revierförsters August Erni mache es keinen Sinn
mehr, das sumpfige Gebiet danach wieder aufzuschütten. Und so
hat sich der Bassersdorfer Gemeinderat entschieden, die Absturzstelle
als Biotop zu gestalten. Diese Idee ist auch ganz im Sinne der Crossair.
Aus Basel hiess es, dass die Kosten für die Erstellung des Biotops
übernommen würden.
Wie der Bassersdorfer Gemeinderat Markus Grob gegenüber dem Zürcher
Unterländer sagte, muss allerdings gar nicht viel gemacht werden.
"Für den Flächenteich muss lediglich ein kleiner Damm
errichtet werden, der das Wasser des Bachtobelbachs zurückhält.
Den Rest erledigt die Natur," verspricht Grob.
Die Crossair beabsichtigt zudem, ähnlich wie bei der Absturzstelle
in Nassenwil, ein Gedenkort einzurichten. Doch bis es soweit ist,
wird vorerst in unmittelbarer Nähe des Absturzortes für
Trauernde eine provisorische Gedenkstätte durch die Gemeinde
Bassersdorf geschaffen. Neben einer 100-jährigen Rottanne will
die Gemeinde auch eine Sitzbank mit Blick auf die Absturzstelle anbringen.
Raoul Schwinnen
Die
Nähe des Geschehens
Unsere lokalen Rettungskräfte wurden beim Crossair-Absturz hart
geprüft, aber sie funktionierten bravourös.
Jeden Tag werden wir mit Unglücksmeldungen und Horrorberichten
frei Haus bedient. Meist sind die Orte der Ereignisse weit entfernt,
unsere Betroffenheit ist entsprechend gering. Und plötzlich passiert
es in den eigenen Grenzen. Wir mussten in unseren beiden Gemeinden
Bassersdorf und Nürensdorf die unmittelbare Nähe des Geschehens
erleben.
Ein Lob dem
Personal des Restaurant Kreuzstrasse
Bewundernswert, wie sich das Wirtepaar, das Küchen-, Buffet-
und Servicepersonal des Birchwiler Restaurants Kreuzstrasse, das für
die Rettungskräfte beim Flugzeugabsturz als Dreh- und Angelpunkt
galt, einsetzten. Dank der grossen Flexibilität und des guten
Teams blieben die Türen in jener Samstagnacht für Feuerwehr,
Sanität, Polizei, Militär und natürlich die Medien
offen. Mit grosser Freude durfte das Wirtepaar sehen, dass sich sogar
Überlebende in ihrer gemütlichen Wirtestube aufwärmten.
Der Wirt Rolf Bischoff stellte sofort sein Zelt - in jenen Tagen für
die Metzgete aufgestellt - den vielen Helfenden und Medienleuten zur
Verfügung. Die Polizei nützte das Privatstübli der
Wirtsleute gar als offizielle Schreibstube.
Medienkonferenzen, grosse Interviews, gar mit Bundespräsident
Leuenberger und Regierungsrätin Rita Fuhrer, wurden im Restaurant
Kreuzstrasse abgewickelt. Noch die folgende Woche über stand
das Restaurant im Mittelpunkt. Zeitungs-, Fernseh- und Radioleute
interviewten die Gäste. Das Militär musste im nassen und
garstigen Wetter ausharren und Wache stehen. Um die verschmutzten
Stiefel und Schuhe abzuspritzen, stellte der Wirt ein Schlauchwagen
auf dem Parkplatz zur Verfügung. Das unermüdliche Engagement
der Wirtsleute und des Personals wurde allseits sehr geschätzt.
Selbst am wirtefreien Mittwochmorgen öffnete Myriam das Restaurant,
um den vielen Arbeitskräften ein heisses Getränk zu servieren.
Aber auch die Besucher, die scharenweise hierherströmten, machten
in all diesen Tagen gerne vom zuvorkommenden Service des Kreuzstrasse-Teams
Gebrauch. Edith Lehmann
Ein ganz grosser
Dank
Der Dorf-Blitz dankt stellvertretend für die Bevölkerung
von Nürensdorf und Bassersdorf allen Rettern, die beim Crossair-Absturz
im Einsatz standen. Besonders den Feuerwehrfrauen und Männern
von Nürensdorf und Bassersdorf gebührt Anerkennung und Dank.
Sie stehen für unsere Sicherheit und Rettung 365 Tage pro Jahr
rund um die Uhr bereit und sie riskieren bei jedem Einsatz Gesundheit
und das eigene Leben. Und freiwillig stehen sie für uns bereit.
Auf ihre Leistungen und ihre ständige Bereitschaft dürfen
sie stolz sein. Wir wünschen allen Feuerwehrleuten eine rasche
Bewältigung der traurigen Bilder und trotz allem eine schöne,
besinnliche Weihnachtsfeier in unserer Mitte. Die Redaktion
Offizieller
Dank aus Bassersdorf
Der Flugzeugabsturz der Crossair-Maschine, Kurs LX 3597, auf unser
Gemeindegebiet liegt erst wenige Wochen zurück. Noch immer stehen
wir unter dem nachhaltigen Eindruck dieses tragischen Unglücks.
Die nötigsten Massnahmen zur ersten Bewältigung des Ereignisses
konnten im Verbund mit den verschiedenen Rettungsorganisationen und
weiteren Institutionen abgeschlossen werden.
Es ist mir ein ausserordentliches Bedürfnis, an dieser Stelle
allen Beteiligten und Helfern in diesen anforderungsreichen Stunden
und Tagen für Ihre grosse Unterstützung meinen herzlichen
Dank auszusprechen.
Namentlich danken möchte ich den Angehörigen der Feuerwehr
unter dem Kommando von Hptm A. Zweerus, Teilen des Samaritervereins
und der im Einsatz gestandenen Zivilschutzangehörigen, dem Materialverwalter
R. Meier, dem Strassenwesen, dem Forstwesen, dem Zivilstandsamt, meinen
Kollegen des Gemeinderates, der Bäckerei Lamprecht, den Restaurants
Kreuzstrasse, Tres Amigos und Abendstern. Ebenso danken möchte
ich der Pz Sap Kp II, die sich spontan zur Verfügung stellte.
Ich danke auch all den vielen Helferinnen und Helfern, die ich nicht
namentlich aufgeführt oder vielleicht vergessen habe. Gleichzeitig
möchte ich allen Beteiligten den Dank des Kommandanten der Kantonspolizei,
Oberst P. Grütter, für die grosse Unterstützung weitervermitteln.
Franz Zemp, Gemeindepräsident Bassersdorf
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