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Artikel im Dorblitz.
8. Dezember 2001.
 

 

 

 

 

 

von OLAV BRUNNER
Es fällt schwer, in einer Weihnachtsnummer über ein schreckliches Flugzeugunglück zu schreiben. Besonders wenn es so nahe, so unmittelbar vor der eigenen Haustüre passierte. Ein solches Unglück ist nicht nur für die Angehörigen der Opfer eine schwere Prüfung. Auch die Rettungskräfte werden hart gefordert und die menschliche Seite der Tragödie hat auch unsere Feuerwehren berührt. Wie erlebten die Feuerwehrleute von Nürensdorf und Bassersdorf die Katastrophe nahe der Grenze zwischen unserer beiden Gemeinden? Der Dorf-Blitz befragte, stellvertretend für alle lokalen Rettungskräfte, den Kommandanten der Feuerwehr Bassersdorf, Andreas Zweerus.
Sie standen mit der gesamten Feuerwehr Bassersdorf beim Absturz der Crossair Maschine als Kommandant im Einsatz. Was hat Sie am meisten betroffen?
Andreas Zweerus: "Am meisten betroffen hat mich, dass ein Unglück dieser Art hier bei uns passiert ist. Obschon wir uns mit Übungen auf solche Szenarien immer wieder vorbereitet haben, hofften wir doch, dass der Ernstfall niemals in unserer Gegend eintreffen würde."

Wie gehen Sie mit all den schrecklichen Bildern um, die Sie bei jeder Katastrophe immer wieder sehen?
Zweerus: "Ich versuche, die Eindrücke selbst zu verarbeiten. Mit der Zeit weiss man auch, was auf einem zukommt und welche Bilder zu erwarten sind. Hilfreich sind auch Gespräche unter Kameraden."

Wurde zur Bewältigung der starken Eindrücke Hilfe angeboten und auch genutzt?
Zweerus: "Durch das "Debriefingteam", ein Betreuungsteam der Gebäudeversicherung GVZ, (die Gebäudeversicherung hat die Oberaufsicht aller Feuerwehren im Kanton Zürich, die Red.) wurde schon am Sonntag nach dem Unfall eine Besprechung unter allen Beteiligten durchgeführt. Weitere Betreuungen in kleineren Gruppen sind geplant. Wer Hilfe benötigt, wird nicht alleine gelassen."

Eigentlich überraschend: Obwohl sich das Unglück auf Bassersdorfer Gebiet ereignete, wurde die Feuerwehr Bassersdorf als eine der letzten Feuerwehren aufgeboten. Wieso?
Zweerus: "In der ersten Meldung hiess es, die Absturzstelle liege bei Birchwil. So wurde zuerst, entsprechend dieser Meldung, die Feuerwehr Nürensdorf aufgeboten. Damit haben wir überhaupt kein Problem."

Wie konnten Sie ihre Feuerwehrfrauen und Männer bei diesem anspruchsvollen Einsatz bei Nacht, Regen und Nebel führen und zusammenhalten?
Zweerus: "Wir hatten den Auftrag, Überlebende zu suchen. Dabei mussten wir immer beisammen bleiben und wir hatten immer Kontakt untereinander. Die Gesamtführung aller Einsatzkräfte war ausgezeichnet. Es wurden klare Aufträge erteilt und von den Ausführenden in vorbildlicher Form umgesetzt."
Gab es für Sie bei dem schrecklichen Szenario auch Momente der Erleichterung, Genugtuung oder gar Zufriedenheit?
Zweerus: "Erleichterung insofern als bekannt wurde, dass es Überlebende gab. Dies muss bei einem Flugzeugabsturz als Wunder betrachtet werden. Genugtuung und Zufriedenheit, weil die Zusammenarbeit all der verschiedenen Dienste reibungslos und professionell abgelaufen ist. Der ganze Einsatz hat sehr gut geklappt und es gab nirgendwo irgendwelche Reibereien." n


Steckbrief:
Name: Zweerus Andreas
Geburtsjahr: 1953
Beruf: Gärtnermeister und Gärtnereibesitzer mit Blumenboutique
Familie: Verheiratet, zwei Töchter
Hobby: Feuerwehr, turnen und joggen

Ein Biotop mit Gedenkstätte soll entstehen
Auf einer Fläche von rund 3000 Quadratmetern muss der mit Öl und Kerosin verschmutzte Waldboden saniert werden. Mit unzähligen Lastwagenfahrten wurde die abgetragene Erde abtransportiert. Gemäss Aussagen des Revierförsters August Erni mache es keinen Sinn mehr, das sumpfige Gebiet danach wieder aufzuschütten. Und so hat sich der Bassersdorfer Gemeinderat entschieden, die Absturzstelle als Biotop zu gestalten. Diese Idee ist auch ganz im Sinne der Crossair. Aus Basel hiess es, dass die Kosten für die Erstellung des Biotops übernommen würden.
Wie der Bassersdorfer Gemeinderat Markus Grob gegenüber dem Zürcher Unterländer sagte, muss allerdings gar nicht viel gemacht werden. "Für den Flächenteich muss lediglich ein kleiner Damm errichtet werden, der das Wasser des Bachtobelbachs zurückhält. Den Rest erledigt die Natur," verspricht Grob.
Die Crossair beabsichtigt zudem, ähnlich wie bei der Absturzstelle in Nassenwil, ein Gedenkort einzurichten. Doch bis es soweit ist, wird vorerst in unmittelbarer Nähe des Absturzortes für Trauernde eine provisorische Gedenkstätte durch die Gemeinde Bassersdorf geschaffen. Neben einer 100-jährigen Rottanne will die Gemeinde auch eine Sitzbank mit Blick auf die Absturzstelle anbringen.
Raoul Schwinnen

Die Nähe des Geschehens
Unsere lokalen Rettungskräfte wurden beim Crossair-Absturz hart geprüft, aber sie funktionierten bravourös.
Jeden Tag werden wir mit Unglücksmeldungen und Horrorberichten frei Haus bedient. Meist sind die Orte der Ereignisse weit entfernt, unsere Betroffenheit ist entsprechend gering. Und plötzlich passiert es in den eigenen Grenzen. Wir mussten in unseren beiden Gemeinden Bassersdorf und Nürensdorf die unmittelbare Nähe des Geschehens erleben.

 

 

 

 

 

Ein Lob dem Personal des Restaurant Kreuzstrasse
Bewundernswert, wie sich das Wirtepaar, das Küchen-, Buffet- und Servicepersonal des Birchwiler Restaurants Kreuzstrasse, das für die Rettungskräfte beim Flugzeugabsturz als Dreh- und Angelpunkt galt, einsetzten. Dank der grossen Flexibilität und des guten Teams blieben die Türen in jener Samstagnacht für Feuerwehr, Sanität, Polizei, Militär und natürlich die Medien offen. Mit grosser Freude durfte das Wirtepaar sehen, dass sich sogar Überlebende in ihrer gemütlichen Wirtestube aufwärmten. Der Wirt Rolf Bischoff stellte sofort sein Zelt - in jenen Tagen für die Metzgete aufgestellt - den vielen Helfenden und Medienleuten zur Verfügung. Die Polizei nützte das Privatstübli der Wirtsleute gar als offizielle Schreibstube.
Medienkonferenzen, grosse Interviews, gar mit Bundespräsident Leuenberger und Regierungsrätin Rita Fuhrer, wurden im Restaurant Kreuzstrasse abgewickelt. Noch die folgende Woche über stand das Restaurant im Mittelpunkt. Zeitungs-, Fernseh- und Radioleute interviewten die Gäste. Das Militär musste im nassen und garstigen Wetter ausharren und Wache stehen. Um die verschmutzten Stiefel und Schuhe abzuspritzen, stellte der Wirt ein Schlauchwagen auf dem Parkplatz zur Verfügung. Das unermüdliche Engagement der Wirtsleute und des Personals wurde allseits sehr geschätzt. Selbst am wirtefreien Mittwochmorgen öffnete Myriam das Restaurant, um den vielen Arbeitskräften ein heisses Getränk zu servieren. Aber auch die Besucher, die scharenweise hierherströmten, machten in all diesen Tagen gerne vom zuvorkommenden Service des Kreuzstrasse-Teams Gebrauch. Edith Lehmann

Ein ganz grosser Dank
Der Dorf-Blitz dankt stellvertretend für die Bevölkerung von Nürensdorf und Bassersdorf allen Rettern, die beim Crossair-Absturz im Einsatz standen. Besonders den Feuerwehrfrauen und Männern von Nürensdorf und Bassersdorf gebührt Anerkennung und Dank. Sie stehen für unsere Sicherheit und Rettung 365 Tage pro Jahr rund um die Uhr bereit und sie riskieren bei jedem Einsatz Gesundheit und das eigene Leben. Und freiwillig stehen sie für uns bereit. Auf ihre Leistungen und ihre ständige Bereitschaft dürfen sie stolz sein. Wir wünschen allen Feuerwehrleuten eine rasche Bewältigung der traurigen Bilder und trotz allem eine schöne, besinnliche Weihnachtsfeier in unserer Mitte. Die Redaktion

Offizieller Dank aus Bassersdorf
Der Flugzeugabsturz der Crossair-Maschine, Kurs LX 3597, auf unser Gemeindegebiet liegt erst wenige Wochen zurück. Noch immer stehen wir unter dem nachhaltigen Eindruck dieses tragischen Unglücks. Die nötigsten Massnahmen zur ersten Bewältigung des Ereignisses konnten im Verbund mit den verschiedenen Rettungsorganisationen und weiteren Institutionen abgeschlossen werden.
Es ist mir ein ausserordentliches Bedürfnis, an dieser Stelle allen Beteiligten und Helfern in diesen anforderungsreichen Stunden und Tagen für Ihre grosse Unterstützung meinen herzlichen Dank auszusprechen.
Namentlich danken möchte ich den Angehörigen der Feuerwehr unter dem Kommando von Hptm A. Zweerus, Teilen des Samaritervereins und der im Einsatz gestandenen Zivilschutzangehörigen, dem Materialverwalter R. Meier, dem Strassenwesen, dem Forstwesen, dem Zivilstandsamt, meinen Kollegen des Gemeinderates, der Bäckerei Lamprecht, den Restaurants Kreuzstrasse, Tres Amigos und Abendstern. Ebenso danken möchte ich der Pz Sap Kp II, die sich spontan zur Verfügung stellte. Ich danke auch all den vielen Helferinnen und Helfern, die ich nicht namentlich aufgeführt oder vielleicht vergessen habe. Gleichzeitig möchte ich allen Beteiligten den Dank des Kommandanten der Kantonspolizei, Oberst P. Grütter, für die grosse Unterstützung weitervermitteln.
Franz Zemp, Gemeindepräsident Bassersdorf